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Innovationen für kindliche Skoliosen

Innovationen für kindliche Skoliosen

Beitrag von Universimed, Jatros März 2018

Auch massive Wirbelsäulenverkrümmungen können operativ sehr gut korrigiert werden. Für „Early onset“-Skoliosen stehen moderne wachstumslenkende Systeme zur Verfügung.


Mehr als 170 Teilnehmer begrüßte die Österreichische Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie im Jänner 2018 im Technischen Museum Wien zu ihrem jährlichen Symposium. „Mythen und Fakten“ waren das Leitthema. Dementsprechend begann auch Spine-Präsident Doz. Dr. Mag. Christian Bach seinen Vortrag damit, mit vorherrschenden Irrtümern aufzuräumen, bevor er die neuen Trends in der Behandlung kindlicher Deformitäten präsentierte.

Was kindliche Wirbelsäulendeformitäten betrifft, halten sich drei „Mythen“ hartnäckig im Bewusstsein der Allgemeinbevölkerung: 1. Die Skoliose wächst sich aus. 2. Eine Operation ist erst möglich, wenn das Kind ausgewachsen ist. 3. Das Risiko, im Rollstuhl zu landen, liegt bei 50 % . Die Fakten sehen selbstverständlich anders aus (Tab. 1): Operative Korrekturen können heutzutage früh und sicher durchgeführt werden.

Klassische operative Korrektur

Idiopathische Adoleszentenskoliosen stellen mit 80 % die häufigste Form aller Skoliosen dar. „Operativ behandelt werden Skoliosen ab einem Krümmungswinkel von 40° bis 50°, ganz unabhängig davon, wie alt das Kind ist“, betonte Bach. „Andernfalls verschlechtert sich die Skoliose.“

Bei den jungen Patienten und deren Angehörigen steht verständlicherweise die kosmetische Beeinträchtigung durch Schulterhochstand, Rippenbuckel etc. im Vordergrund. Dementsprechend wichtig ist ihnen das kosmetische Ergebnis der Behandlung – wesentlich wichtiger als etwa das Röntgenbild oder die Korrektur des Cobb-Winkels.

Adoleszentenskoliosen werden zu 95 % mit einem dorsalen Zugang operiert; mittels Stabsystemen wird die Wirbelsäule schrittweise aufgerichtet. Die dorsale Technik funktioniert laut Bach sehr gut – sowohl was das kosmetische Ergebnis als auch den messbaren Grad der Verkrümmung betrifft. Skoliosen können damit im Schnitt um etwa zwei Drittel verbessert werden. Dieses Verfahren gilt auch als sehr sicher: Das Risiko für neurologische Defizite ist laut SRS (Scoliosis Research Society) kleiner als 0,1 % .

Noch bessere Ergebnisse würden aber mit Zugängen von vorne erzielt: „Die anteriore Technik ist selten geworden; sie ist aber effektiver als die dorsale“, so Bach. „Oft sind hundertprozentige Korrekturen möglich, das neurologische Risiko liegt nahezu bei null Prozent.“ Was viele Operateure vor dem ventralen Zugang zurückschrecken lässt, sind die Strukturen, die vor der Wirbelsäule liegen. So wurden vor allem rechtskonvexe lumbale Skoliosen früher wegen der Nähe zur Leber und Vena cava nicht von vorne operiert.

Magnetische Verlängerungsstäbe

Eine besondere Herausforderung an Wirbelsäulenchirurgen stellen „Early onset“-Skoliosen dar, also Skoliosen, die sich vor dem 10. Lebensjahr entwickeln. Ist ein Halbwirbel oder eine andere kongenitale Fehlbildung die Ursache des Schiefstandes, sollte diese möglichst früh beseitigt werden, da sich die Skoliose andernfalls nur verschlechtert.

Hier kommen Schrauben-Stab-Systeme zum Einsatz, die ein weiteres Wachstum der Wirbelsäule erlauben. Diese machen aber ein- bis zweimal pro Jahr Nachoperationen notwendig, bis das Wachstum abgeschlossen ist. Eine Alternative für solche Fälle ist die Implantation von sogenannten „magnetic rods“. Diese ermöglichen eine schmerzfreie und unblutige Anpassung der Implantate an das Wachstum des Kindes. Der mechanische Verlängerungsmechanismus kann von außen gesteuert werden.

Vor etwa zwei Jahren wurde erstmals eines dieser neuen Wachstumsimplantate zur Begradigung der Wirbelsäule im LKH Feldkirch eingesetzt. Es handelt sich um ein Stabsystem mit integrierten Verlängerungsmöglichkeiten. Das Nachstellen und das Adjustieren der Stäbe erfolgen perkutan magnetisch mit einer Art Fernbedienung. Dies kann ambulant durchgeführt werden und erspart den Kindern die sonst notwendigen Anpassungsoperationen. „Die Verlängerungen können problemlos auch in kürzeren Zeitabständen vorgenommen werden, etwa alle drei bis vier Monate“, sagte Bach. Außerdem sei die Technologie sehr präzise und erlaube sehr feine Nachadjustierungen.

Expandierbare Rippenprothesen

Für die Behandlung kindlicher Thoraxdeformitäten wurden vertikal expandierbare Rippenprothesen entwickelt („vertical expandable prosthetic titanium ribs“, VEPTR). Das System besteht aus verlängerbaren Titanbögen, die zwischen zwei Rippen oder zwischen Rippe und Beckenkamm fixiert werden. Ein zu kleiner oder zu schmaler Brustkorb wird damit aufgedehnt, Skoliosen werden auf diese Weise indirekt aufgerichtet.

Quellen: 19. Symposium der Österreichischen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie, 27. Jänner 2018, Wien; Universimed Jatros März 2018; Doz. Mag. Dr. Christian Bach

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